Geschichte der Köhlerei

 

Die Köhlerei war im Schurwald ein weit verbreitetes Handwerk. Flur- und Waldnamen wie Kohlschlag, Kohlhau, Kohlstich, Kohlwald und Kohlwiesen erinnern vielerorts daran. Als Folge der Holznot vor rund 200 Jahren ging die Köhlerei langsam zurück. Im Ostalbkreis schmolzen die Hüttenwerke das Eisenerz mit Holzkohle. In der Mitte des 18. Jahrhunderts musste die Eisenhütte in Königsbronn ihren Betrieb wegen des Mangels an Holzkohle sogar einstellen. Im Nordschwarzwald lieferten die Köhler an die Eisengießereien, die Hammerschmieden und an das Kunstschmiedehandwerk im Raum Pforzheim. Die Köhlerei, als ein uraltes Gewerbe hat ihren Ursprung in der Zeit des großen Holzbedarfes für Eisengießereien und Schmieden. Denn die Steinkohle als Energieträger war damals noch nicht entdeckt. Holz war die wichtigste Energiequelle, aber der Transport dieses schweren Gutes war beschwerlich. Die wesentlich leichtere Holzkohle konnte auch aus weiter entfernt gelegenen Waldteilen herangeschafft werden. Heute wird die Holzkohle ausschließlich für das Grillen verwendet und nicht mehr in der Industrie, da man dort zu anderen Energiequellen gewechselt hat.

Für die Köhler im Schurwald fehlten als Nachfrager die Eisenhütten. Nur die Schmieden in den Oberämtern Schorndorf und Göppingen gebrauchten die Holzkohle als Hitzequelle. Um 1930 gab es in Baiereck rund zwanzig, in Nassach-Unterhütt an die zehn Köhlerfamilien. Unsere Familie übt den Beruf des Köhlers schon über 300 Jahre aus.

Unsere Kohlplatte musste Mitte der 70er Jahre wegen der Geruchsbelästigung für ein  Neubaugebiet aus der Ortsmitte von Baiereck ins Herrenbachtal verlegt werden. Die Ortsnähe hatte ihren Sinn, da ein Köhler alle drei bis vier Stunden nachschauen muss, um die Verschwelung zu kontrollieren und ein Ausbrennen zu verhindern.

Unser Vater und Großvater Eugen Hees hat noch von der Köhlerei und einer kleinen Landwirtschaft gelebt. Die Köhlerei wurde nach seinem Tod von seiner Frau und ihren vier Söhnen (Rolf, Richard, Otto und Eugen) fortgeführt. Doch alle Vier gehen anderen Berufen nach und so wurden die Anzahl der Brennvorgänge mit den Jahren reduziert. Seit circa 15 Jahren wird die Köhlerei nur noch aus Tradition weiter geführt. Von den ehemals über 30 Köhlerfamilien im Nassachtal sind wir heute noch die Einzigste, die diese alte Tradition am Leben erhält. Heute brennen wir nur noch ein- bis zweimal im Jahr, da es eine sehr zeitaufwendige Sache ist und jeder von uns auch noch Familie und einen Beruf hat. Die Söhne von Rolf und Otto Hees, Michael und Philipp sind mit eingestiegen, so dass die Tradition noch längere Zeit erhalten bleibt.

Vor einigen Jahren haben wir uns dazu entschlossen, dieses alte Handwerk interessierten Menschen zu zeigen und den genauen Ablauf zu erklären. Deshalb veranstalten wir jedes Jahr eine Köhlerprojektwoche. Die Projekttage finden meist in den Monaten Mai oder Juni statt, denn für das Kohlenbrennen sollten die Tage lang und nicht zu warm sein. Damit die schweisstreibende Arbeit für die Köhler etwas erträglicher wird.